Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr. Sie verändert ganze Branchen von der Modewelt über die Bildung bis hin zur Duftindustrie. In dieser Ausgabe der KI News, geht es um fünf Entwicklungen, die zeigen, wie tief KI bereits in unseren Alltag eingreift: Otto verabschiedet sich von klassischen Models, Google macht Lernen individueller, ein Tiroler Unternehmen erlebt einen schweren Sicherheitsvorfall, und ein neues Open-Source-Projekt verspricht mehr Effizienz im Browser. Außerdem: Wie ein Algorithmus Ihnen zu einem ganz persönlichen Duft verhilft.

Otto verabschiedet sich von klassischen Models

Wer den legendären Otto-Katalog noch kennt, dürfte überrascht sein: Das Hamburger Handelsunternehmen zeigt seine Modeprodukte inzwischen ausschließlich mit KI-generierten Models. Das eigens entwickelte System MOVEX | Virtual Content Creator erstellt fotorealistische Darstellungen in unterschiedlichen Posen, Körpergrößen und Umgebungen – und das mit beeindruckender Präzision.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher bietet das gleich mehrere Vorteile. Neue Produkte erscheinen schneller online, es gibt deutlich mehr Ansichten pro Artikel, und die Kleidungsstücke werden auf realistischeren Körpertypen dargestellt. Das Einkaufserlebnis wirkt dadurch vielfältiger und inklusiver. Auch wirtschaftlich ist der Schritt für Otto sinnvoll: teure Fotoshootings entfallen, und die Produktpräsentation lässt sich wesentlich effizienter skalieren.

Trotz aller Vorteile stellt sich die Frage nach Transparenz. Kundinnen und Kunden sollten erkennen können, ob ein Model real oder von einer KI erzeugt wurde. Hier wird sich in den kommenden Jahren zeigen, ob und wie Unternehmen verpflichtende Kennzeichnungen einführen. Sicher ist: Mit diesem Schritt positioniert sich Otto als Vorreiter im Bereich KI-gestützter Produktdarstellung und zeigt, wie tief digitale Innovation bereits im Handel verankert ist.

Ihr persönlicher Duft, komponiert von einer KI

Das niederländische Start-up EveryHuman bringt frischen Wind in die Parfumwelt. Mit der sogenannten „Algorithmic Perfumery“ bietet das Unternehmen ein Erlebnis, das Hightech und Handwerk vereint: Eine Künstliche Intelligenz komponiert Düfte, die exakt zu Ihren persönlichen Vorlieben und Ihrer Stimmung passen.

Algorithmic Perfumery

Der Prozess ist simpel, aber faszinierend: Nach einem kurzen Online-Fragebogen analysiert die KI Ihre Antworten und kombiniert sie mit einer umfangreichen Duftdatenbank. Das Ergebnis sind individuell zusammengestellte Proben, die Sie anschließend testen und verfeinern können. Wer weniger experimentieren möchte, kann sich auch durch die Kreationen anderer Nutzer inspirieren lassen oder in einem persönlichen Duft-Coaching den eigenen Stil entdecken.

Die Mission von EveryHuman ist ambitioniert: Das Unternehmen möchte die Parfumindustrie demokratisieren. Statt weniger großer Marken, die über Trends und Duftprofile entscheiden, sollen Konsumentinnen und Konsumenten selbst bestimmen, wie sie riechen. Damit verschiebt sich der Fokus weg von der Massenproduktion hin zu echter Individualisierung – ein spannendes Beispiel dafür, wie KI Kreativität nicht ersetzt, sondern erweitert.

Lernen auf Ihre Weise: Google „Learn Your Way“

Viele Lerninhalte scheitern daran, dass sie zu abstrakt, zu technisch oder schlichtweg langweilig aufbereitet sind. Google will das ändern. Mit „Learn Your Way“ , präsentiert das Unternehmen ein neues, KI-gestütztes Lernkonzept, das Inhalte an die Interessen und das Niveau der Lernenden anpasst.

Google Learn Your Way Website

Das zugrunde liegende Modell LearnLM (in Gemini 2.5 Pro) kombiniert künstliche Intelligenz mit didaktischem Wissen. Nutzerinnen und Nutzer wählen ein Thema, geben ihre Interessen an und entscheiden sich für ein Format, beispielsweise Mindmap, Audio oder Quiz. Anschließend erstellt die KI eine personalisierte Version des Lernstoffs. So werden etwa mathematische Formeln über Fußballstatistiken erklärt oder physikalische Konzepte anhand von Musikbeispielen veranschaulicht.

Studien deuten darauf hin, dass individuell aufbereitete Inhalte das Verständnis und die Motivation signifikant verbessern können. Für Schulen, Weiterbildungen oder Unternehmen eröffnet sich hier ein neues Kapitel des Lernens – eines, das Wissen zugänglicher, relevanter und persönlicher macht.

Sicherheitsvorfall in Tirol: Warum lokal nicht automatisch sicher ist

Der aktuelle KI-Sicherheitsvorfall in Tirol zeigt eindrucksvoll, dass lokale Lösungen nicht automatisch sicherer sind. Der Anbieter Localmind/Morgendigital wurde Opfer eines gravierenden Cyberangriffs, bei dem sensible Daten in Umlauf geraten sein sollen. Teile der Systeme mussten abgeschaltet werden – und das, obwohl das Unternehmen auf seiner Website weiterhin mit „lokaler und sicherer KI“ wirbt.

Trending Topics - Datenleck Localmind
Quelle: https://www.trendingtopics.eu/localmind-datenleck/

Dieser Vorfall verdeutlicht eine zentrale Erkenntnis: Die physische Nähe der Server oder die Aussage „On-Premise“ reicht nicht aus, um Datenschutz und Datensicherheit zu garantieren. Entscheidend sind die zugrunde liegenden Sicherheitsmechanismen, darunter Patch-Management, Zugriffskontrollen, Verschlüsselung und ein belastbares Incident-Response-Konzept.

Gerade Unternehmen, die KI-Systeme einsetzen, sollten das Thema IT-Sicherheit ganzheitlich betrachten. Das bedeutet: Risiken regelmäßig evaluieren, Prozesse dokumentieren und Mitarbeitende sensibilisieren. Denn Datensicherheit ist kein Zustand, sondern ein kontinuierlicher Prozess.

Wenn Sie bei der Entwicklung einer sicheren KI-Strategie Unterstützung benötigen, begleiten wir Sie bei cloudstrive gerne – von der Analyse bestehender Systeme bis zur Auswahl vertrauenswürdiger KI-Tools.

BrowserOS: KI Agenten für automatisierte Online-Aufgaben

Viele Tätigkeiten im Arbeitsalltag wiederholen sich: Formulare ausfüllen, Daten übertragen, Informationen recherchieren. Das kostet Zeit und bindet Ressourcen. Das Open-Source-Projektbr will genau hier ansetzen. Es verwandelt den Browser in eine intelligente Arbeitsumgebung mit integrierten KI-Agenten, die Routineaufgaben automatisiert übernehmen können.

Im Gegensatz zu klassischen Browser-Erweiterungen oder Cloud-Tools ist BrowserOS lokal installierbar und vollständig Open Source. Nutzerinnen und Nutzer behalten damit die volle Kontrolle über ihre Daten. Die KI-Agenten führen auf Anweisung eigenständig Aktionen im Web aus, sie klicken, navigieren, übertragen Informationen und können mit anderen Anwendungen wie Gmail, Google Docs, Calendar oder Notion interagieren.

Technisch basiert BrowserOS auf offenen Schnittstellen wie MCP (Model Context Protocol), was eine einfache Anbindung an verschiedene KI-Modelle über API-Schlüssel ermöglicht. Unternehmen können dadurch eigene Automatisierungen umsetzen, etwa für Datenerfassung, Recherche, Reporting oder Dokumentenverwaltung.

Der größte Vorteil liegt in der Kombination aus Automatisierung, Datenschutz und Flexibilität. BrowserOS bietet eine interessante Alternative zu kommerziellen KI-Assistenten großer Anbieter und zeigt, wie leistungsfähig offene Systeme inzwischen geworden sind. Dennoch gilt: Auch bei KI-Agenten müssen klare Grenzen definiert werden, insbesondere bei Logins, sensiblen Daten oder sicherheitsrelevanten Prozessen.

Langfristig werden solche Agenten die Art, wie wir im Internet arbeiten, grundlegend verändern. Wer heute lernt, präzise Aufgaben zu formulieren und KI-Tools strukturiert einzusetzen, wird künftig effizienter, sicherer und produktiver arbeiten.

Fazit: KI verändert Branchen, Verantwortung bleibt menschlich

Ob Mode, Bildung oder IT-Sicherheit – Künstliche Intelligenz ist längst in allen Lebensbereichen angekommen. Sie ermöglicht effizientere Abläufe, individuellere Erlebnisse und völlig neue Geschäftsmodelle. Gleichzeitig zeigt sich immer wieder: Technologische Innovation erfordert klare Regeln, ethische Leitlinien und Menschen, die bewusst mit ihr umgehen.

Bleiben Sie informiert, kritisch und offen und nutzen Sie KI dort, wo sie echten Mehrwert schafft.